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    Ein Tier kann wesentlich zur gesunden kindlichen Entwicklung und Reifung, zur Bildung einer Empathiefähigkeit und zum Verständnis für andere Lebewesen beitragen. Viele Kinder wünschen sich auch sehnlichst ein Haustier. Da jedes Lebewesen Bedürfnisse und Ansprüche an seine Lebensumstände hat, ist es nicht nur fair, sondern auch verpflichtend dem Tier gegenüber, sich vorher Gedanken zu machen, ob optimale Haltungsbedingungen ein Tierleben lang möglich sind.


    Kinder lieben Tiere, aber Tiere können auch Auslöser von Allergien sein.


    Einstellungen zur Tierhaltung zu erörtern und für Kinder erklärbar zu machen, hat sich eine Arbeitsgruppe der AAK (Arbeitsgemeinschaft Allergiekrankes Kind e.V.) zum Ziel gesetzt.


    Das Fazit war: „Man muss kein Tier besitzen, um es kennen und lieben zu dürfen“.


    In einer Leitlinie zur Allergievorbeugung wurden von Expert*innen folgende Empfehlungen zur Hunde- und Katzenhaltung gegeben (AWMF S3-Leitlinie Allergieprävention; Update 2014; in Überarbeitung).

    • Wenn Personen kein erkennbar erhöhtes Allergierisiko haben, sollen sie eine Haustierhaltung mit Katzen oder Hunden nicht einschränken.
    • In Familien mit erhöhtem Allergierisiko oder mit Kindern mit bereits bestehendem Atopischen Ekzem (Neurodermitis) sollte keine Katze neu angeschafft werden.
    • Hingegen sollten Familien mit erhöhtem Allergierisiko von einer Hundehaltung nicht abgeraten werden.

    Die Frage, ein Haustier anzuschaffen, und welche Tierart in Betracht kommt, sollte in der Familie gemeinsam besprochen werden. Fachbücher vermitteln die Lebensweise und die Voraussetzungen zur Haltung. Neben den Anschaffungskosten sind die Kosten für Futter, Tierärzte*innen und Medikamente zu bedenken. Hinzu kommen Ausstattungen wie Leine, Beschäftigungseinrichtungen und anderes Zubehör. Zu klären ist auch, wer in Notfällen oder im Urlaubsfall die Betreuung übernimmt. Zur Klärung dieser Punkte bedarf es ausführlicher Familiendebatten. Kinder können sich selbst darüber informieren und ihre Gedanken „sortieren“. Dazu ist für die Kinderhomepage der AAK eine entsprechende Information in Vorbereitung.


    Bei der Anschaffung eines Haustiers ist vieles zu bedenken. Dazu zählt auch, dass die Eltern die Kontrolle behalten und oft die Betreuung übernehmen müssen, weil die Kinder krank sind, verreisen, andere Interessen und Hobbys wichtiger werden. Hunde und Katzen können 15 Jahre alt werden, eine sehr lange Zeit. Eltern, die dazu nicht bereit sind, sollten eine eigene Tierhaltung nicht in Erwägung ziehen. Hinzu kommt, dass Kinder auch erst im Laufe der Zeit allergisch auf den Hund oder die Katze reagieren können. Und was dann?


    Es gibt aber Möglichkeiten ein Tier zu betreuen, ohne gleich die komplette Verantwortung dafür übernehmen zu müssen. Tierheime freuen sich über Gassigeher*innen und Mithilfe bei der Betreuung anderer Tiere. Es gibt aber auch Hundehalter*innen, die Unterstützung bei der Betreuung suchen, weil sie nicht genügend Zeit haben. Einige Bauernhöfe und vor allem Gnadenhöfe oder Lebenshöfe ermöglichen Tierkontakte. So entstand in den Diskussionen der AAK-Arbeitsgruppe das Motto: Man muss kein Tier besitzen, um es kennen und lieben zu dürfen.


    Zum Thema Tierallergie sind auf der Seite des Allergieinformationsdienstes weitere Informationen zu finden: https://www.allergieinformatio…rallergie/grundlagen.html

    Debatte um Luftschadstoffe

    Kinderpneumologen weisen auf Gefährdung durch Luftschadstoffe hin

    (Pressemitteilung des Vorstandes der Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie e.V. (GPP e.V.)


    Berlin – Der Vorstand der Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie e.V. (GPP e.V.) äußert sich zu der aktuellen Debatte um die Bewertung von Luftschadstoffen wie folgend:

    1. Die Lungenfachärzte für Kinder und Jugendliche weisen ausdrücklich auf die in zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten dokumentierten gesundheitsschädigenden Auswirkungen von Luftschadstoffen hin. Der Vorstand der GPP unterstützt die Grenzwert-Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO. Diese Grenzwerte sind von internationalen Expertenteams auf Basis der weltweit verfügbaren Literatur zu den Auswirkungen von Luftschadstoffen auf die Gesundheit festgelegt worden.
    2. Neben kurzfristigen und langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen von Luftschadstoffen ist die Gesundheitsfürsorge für besonders gefährdete Gruppen ein wichtiger Aspekt bei der Risikobewertung. Hierzu zählen u.a. Kinder und Jugendliche, schwangere Frauen, ältere Menschen sowie Patienten aller Altersgruppen mit chronischen Lungenerkrankungen. In der aktuellen Debatte wird die Schutzwürdigkeit dieser besonders gefährdeten Gruppen häufig nicht erwähnt. Damit wird das Prinzip der Schadensvermeidung als Kernelement ärztlicher Handlungsethik ignoriert.
    3. Der Vorstand der GPP unterstützt die Position und die inhaltlichen Stellungnahmen der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), der European Respiratory Society (ERS), des internationalen Forums der pneumologischen Fachgesellschaften (FIRS) und der World Health Organisation (WHO), die übereinstimmend auf die gesundheitlichen Gefahren einer erhöhten Exposition mit Luftschadstoffen hinweisen.
    4. Als Wissenschaftler stehen wir in der Pflicht, unsere Erkenntnisse zu hinterfragen, unsere Ergebnisse kritisch zu diskutieren und unsere Methoden des Erkenntnisgewinns kontinuierlich zu verbessern. Wissenschaftlicher Diskurs und Selbstkritik sind Kernelemente einer freien und pluralistischen Wissenschaftskultur. Wissenschaftliche Aussagen pauschal in Frage zu stellen, ohne hierfür Belege anzuführen, ist unseriös. Wer öffentlichen Zweifel an dem gesundheitsschädlichen Potential von Luftschadstoffen sät, ohne hierfür wissenschaftliche Arbeiten zu zitieren, verletzt die Grundsätze ärztlich-wissenschaftlichen Handelns. Von dieser Form der öffentlichen Meinungsäußerung distanziert sich der Vorstand der Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie ausdrücklich.

    Die Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie (GPP e.V.) ist eine wissenschaftliche Fachgesellschaft, die über 900 kinderpneumologisch tätige Ärztinnen und Ärzte in Deutschland, Österreich und der Schweiz vertritt. Die GPP ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF).


    Der Vorstand der GPP hat die obige Erklärung einstimmig verabschiedet. Dem Vorstand der GPP gehören folgende Personen an:

    • Prof. Dr. med. Matthias Kopp, Lübeck (Präsident)
    • Prof. Dr. med. Philippe Stock, Hamburg (stellvertretender Präsident)
    • Prof. Dr. med. Antje Schuster, Düsseldorf (Past Präsidentin)
    • Priv.-Doz. Dr. med. Michael Barker, Berlin
    • Dr. med. Nicolaus Schwerk, Hannover
    • Priv. Doz. Dr. med. Tobias Ankermann, Kiel
    • Prof. Dr. med. Ernst Eber, Graz
    • Prof. Dr. med. Jürg Hammer, Basel
    • Prof. Dr. med. Gesine Hansen, Hannover
    • Dr. med. Uwe Klettke, Berlin
    • Prof. Dr. med. Philipp Latzin, Bern
    • Prof. Dr. med. Jürgen Seidenberg, Oldenburg

    Stellungnahme zum Positionspapier von Prof. Dr. Köhler


    Mehr als hundert Lungenärzte sind dem Aufruf von Prof. Köhler gefolgt und haben das Positionspapier unterzeichnet. Das entspricht einer Zustimmung von etwa 3 % der Lungenärzte in Deutschland, also einer extremen Minderheit. Somit kann keineswegs behauptet werden, dass die Lungenärzte eine Neubewertung der Luftgrenzwerte für Feinstaub und Stickstoffverbindungen fordern.


    Bei Durchsicht des Positionspapiers fällt auf, dass von Prof. Köhler keine eigenen wissenschaftlichen Studien zur Luftverschmutzung vorgelegt wurden, sondern die seit Jahren weltweit durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchungen auf einmal angezweifelt werden.


    Herr Prof. Köhler hätte schon seit Jahren die Möglichkeit gehabt, diese Studienergebnisse, die in internationalen Fachzeitschriften publiziert wurden, zu kommentieren oder selbst eigene Studien zu initiieren. Dies ist aber bisher nicht geschehen. Auch die meisten Lungenärzte, die das Positionspapier von Herrn Prof. Köhler unterschrieben haben, tauchen nach meiner Recherche in keiner internationalen wissenschaftlichen Publikation der letzten Jahre über Luftschadstoffe als Autoren auf. Daher ist das Positionspapier von Herrn Prof. Köhler nach den Qualitätsstufen der Evidenz von sehr niedriger Qualität (Evidenzstufe 4). Außerdem fällt auf, dass in dem Positionspapier nicht auf das Gesundheitsrisiko durch Luftverschmutzung von Schwangeren, Ungeborenen, Neugeborenen und Kindern eingegangen wird.


    Daher ist es mir unbegreiflich, dass der Bundesverkehrsminister aus diesem Positionspapier mit seiner sehr geringen wissenschaftlichen Evidenz, das nur von einer Minderheit von Lungenärzten unterzeichnet wurde, die Notwendigkeit einer Neubewertung der Luftschadstoffgrenzwerte ableitet und neue wissenschaftliche Studien fordert.


    Die jetzt durch das Positionspapier ausgelöste Diskussion erinnert mich an die Situation in den 1950er-Jahren, als die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen über die Schädlichkeit des Rauchens publiziert wurden. Jahrzehntelang wurde vorwiegend von der Tabakindustrie, aber auch von einigen Ärzten, der kausale Zusammenhang zwischen Tabakkonsum und Lungenkrebs angezweifelt. Auch damals wurden immer neuen Studien, vorwiegend von der Tabakindustrie gefordert, obwohl bereits viele wissenschaftliche Untersuchungen zu den gleichen Ergebnissen gekommen waren. Es hat dann noch über mehrere Jahrzehnte gedauert, bis die Bundesregierung Maßnahmen gegen den gesundheitsschädlichen Zigarettenkonsum eingeleitet hat.


    Im November 2018 hat die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) ein Positionspapier zu der Gesundheitsgefährdung durch Luftschadstoffe unter Auswertung von über 400 Literaturstellen veröffentlicht. Aufgrund der vorliegenden Daten wies die DGP darauf hin, dass besonders Kinder, ältere Menschen und Erkrankte durch die Luftschadstoffe gefährdet seien und das auch unterhalb der derzeit in Deutschland gültigen europäischen Grenzwerte negative Gesundheitseffekte aufträten. Deshalb sei eine Absenkung der gesetzlichen Grenzwerte erforderlich.


    Auch ich beschäftige mich als Pneumologe seit Jahrzehnten mit der Gesundheitsgefährdung durch Luftschadstoffe und verweise in diesem Zusammenhang auf meine Publikation (Schweisfurth H. Gesundheitsrisiken durch Feinstaub und Stickoxide. Atemwegs- und Lungenkrankheiten 2018; 44: 340-349).


    Nach meiner Ansicht sollte die Gesundheit der Patienten im Vordergrund stehen und keine wirtschaftlichen Interessen.


    Auch empfehle ich der Bundesregierung sich nicht auf neue wissenschaftliche Studien zu fokussieren, sondern die finanziellen Mittel dazu zu verwenden, durch geeignete Maßnahmen die Luftschadstoffbelastung in Deutschland weiter zu senken.


    Offener Brief an Bundesminister Andreas Scheuer



    Prof. Dr. med. Hans Schweisfurth

    • Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie, Allergologie, Schlafmedizin, Medikamentöse Tumortherapie, Umweltmedizin und Rehabilitationswesen
    • Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der DGUHT
    • Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), der American Thoracic Society (ATS) und der European Respiratory Society (ERS)