Klimawandel und Atemwegserkrankungen

  • Klimawandel und Atemwegserkrankungen

    Die globale Erwärmung wird hauptsächlich durch Verbrennen fossiler Energieträger (Kohle, Erdöl, Erdgas), weltumfassende Entwaldung, Land- und Viehwirtschaft und unkontrollierte Müllentsorgung verursacht. Dadurch werden die sogenannten Treibhausgase wie Kohlendioxid, Methan, Stickstoffoxide und Luftschadstoffe wie Feinstaub, Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid und Kohlenmonoxid in der Atmosphäre angereichert.

    Treibhausgase und Luftschadstoffe verursachen oder verschlimmern Erkrankungen wie Asthma, Entzündungen der Nasenschleimhaut und Nasennebenhöhlen, chronisch obstruktive Lungenerkrankungen, Lungenkrebs, Atemwegsinfektionen und Lungengerüsterkrankungen (Alveolitis, Fibrose). Durch die Hitzewelle im Sommer 2003 sind europaweit 22.000 bis 55.000, in Deutschland etwa 7.000 Menschen vorzeitig verstorben. Bei Hitzewellen sind erhöhte Ozon- und Feinstaubkonzentrationen nachweisbar, die durch die vermehrt auftretenden Waldbrände noch weiter zunehmen. Kurzzeitige Feinstaubexpositionen verursachen bei Erwachsenen einen Anstieg von Krankenhausaufnahmen und eine Zunahme der Sterblichkeit. Die Belastung von Feinstaub über einen längeren Zeitraum führt zur vermehrten Säuglingssterblichkeit und bei Asthmatikern zur Verschlechterung der Lungenfunktion.

    Insbesondere in Ballungsgebieten hat in den vergangenen Jahrzehnten die Häufigkeit von allergischen Erkrankungen wie Asthma und Heuschnupfen bei Kindern und Erwachsenen durch eine Verlängerung der Pollenflugsaison zugenommen. Frühblüher wie Erle und Haselnuss setzen in milden Wintern ihre Pollen bereits im Dezember frei. Kräuterpollen von Spätblühern sind nun bis in den Spätherbst nachweisbar. Der globale Klimawandel begünstigt auch die Einwanderung von Pflanzen mit starkem allergenem Potenzial wie das Aufrechte Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia), das bereits Anfang Juni seine Pollen freisetzt. Am höchsten sind die Pollenkonzentrationen jedoch zur Hauptblütezeit von Mitte August bis Anfang September.

    Durch die Klimaerwärmung nehmen Extremniederschläge mit Überschwemmungen zu. Dadurch wird das Wachstum von gesundheitsschädigenden Mikrorganismen (Bakterien, Viren, Schimmelpilzen, Milben) in den überfluteten Gebäuden begünstigt mit der Folge, dass allergisch verursachte Erkrankungen (Asthma, Heuschnupfen, Lungenalveolitis, Lungenfibrose) und Infektionen (Bronchitis, Pneumonie) vermehrt vorkommen. Auch werden in den feuchten Wohnungen durch Bakterien und Schimmelpilze leicht flüchtige organische Verbindungen, Endotoxine und Mykotoxine gebildet, die neben den Atemwegen auch andere Organe schädigen können.


    Prof. Dr. med. Hans Schweisfurth

    Pulmologisches Forschungsinstitut

    E-Mail: pulfin@t-online.de

    www.pulmologisches-forschungsinstitut.de


    Weitere Infos: Hans Schweisfurth, Klimawandel und Krankheit, NORA Verlagsgemeinschaft, Berlin 2014, ISBN 978-3-86557-343-8, Taschenbuch

    Prof. Dr. med. Hans Schweisfurth

    Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie, Allergologie, Schlafmedizin, Medikamentöse Tumortherapie, Umweltmedizin und Rehabilitationswesen
    Pulmologisches Forschungsinstitut
    – Institute for Pulmonary Research (IPR) –
    Cottbus